Kritik

Frauenstreik, was nun Leute?

«Wirst du den Frauenstreik kommentieren?» - «Muss ich das?» - «Müssen nicht, aber dürfen schon.» - «Na gut, dann halt.»

Soweit der Kurzdialog im Vorfeld. Um es gleich vorwegzunehmen. Unmittelbar konkret habe ich ihn nicht wahrgenommen. Courant normal im Konsumpalast, im Fitnesscenter und in den Dörfern.

Nur medial, da ging die Post ab. Die Tagesszeitungen zum Beispiel, die platzten bilderreich fast aus allen Nähten. Dominanz des Violetten, Symbolfarbe für Frauenpower. Und gemäss AZ «gings frech-originell, bunt, schrill, laut und agitatorisch zu.»

Habe nichts dagegen. Das hat Tradition; und dies nicht erst mit den Suffragetten oder 1991. Schon 392 v. Chr. hat Aristophanes in seiner durchwegs ernst angelegten Komödie «Ekklesiazousai, die Frauenvolksversammlung» einen Frauenaufstand auf die Bühne gebracht. Da geht’s dann wesentlich deftiger zu und her, als auf unseren öffentlichen Plätzen.

Da empören sich Athenerinnen über Männer, die ihnen Grundrechte verweigern und nur Krieg und Geld im Kopf hätten. Zudem verlangen sie «freie Liebe». Ein Mann dürfe mit jeder Frau in Athen schlafen, aber nur dann, wenn er es vorher mit einer getan hat, die hässlicher ist als seine Angebetete. Davon hat man, sehr zum maskulinen Wohlbefinden, am 14. Juni nichts vernommen.

Das Theaterstück von Aristophanes belegt es. Wir haben es seit mehr als zwei Jahrtausenden in der Frauenrechtsfrage mit einem alten Missstand zu tun. Man ist aufgefordert, moderne Parallelen zu entdecken. Wie etwa Lohngefälle, Misogynie, Besetzung von Führungspositionen in Unternehmungen und Politik, wo man das Credo vertritt, die Quote wird es dann schon richten. Das mag sein. Grundsätzlich aber dies: «Auf die Lofoten mit allen Quoten.»

Und nicht vergessen: Verglichen mit den Schicksalen und Rollen der Frauen, zum Exempel im Umfeld des Salafismus, darf man vermutlich die westlichen Klagelaute relativieren. Gleichwohl empfinden wir das Testosterongeröhre des 45. Präsidenten der USA auch nicht gerade als hilfreiche Therapie.

«Jetzt aber Klartext, nicht kneifen: Was hältst du vom Frauenstreik?» - «Nun ja, also, ääähm, vielleicht etwas laut, aber ja doch, sicher gut gemeint. Ich hoffe, er ändert was. Aber man weiss ja, Hoffnung und Glauben, nicht immer was taugen.»


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Die Sache mit den Adjektiven

Donald Trump:
«Nach dreieinhalb Jahren wird unsere wunderbare Sarah Huckabee Sanders Ende des Monats das Weisse Haus verlassen und in den grossartigen Staat Arkansas heimkehren.»

Albert Rösti, SVP:
«Auf die schrille Panikmache soll der sozialistische Umbau unserer Gesellschaft folgen. Hinter dem grünen Mäntelchen verstecken sich roter Zwang und knallharte Machtpolitik. Wir sollten nicht auf die dreiste Masche dieser falschen Propheten hereinfallen.»

Kommentar:
Man lasse die Adjektive mal weg. Und schon klingt der Text glaubwürdiger, entrümpelt und entschärft.

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