Neue Publikationen

Neue Serie: «Für Sie gelesen.»

«Hast du's schon gelesen, das neue Buch von Isidor Blaumann: "Frostbeulen im Sommer".» - «Nein, wer soll das denn sein? Kenne ich nicht.» - «Kannst du auch nicht.»

Aber die Lage erkennen, das können Sie. Auch Sie beklagen sich manchmal. Denn Sie finden kaum noch Zeit, ein Buch zu lesen. Und da sind Sie nicht alleine. Trotzdem: Manchmal ist man dankbar für Empfehlungen, auch wenn die wie hier sehr subjektiv sein werden. Wir beginnen mit Max Dohner und Pierre Lemaitre.


Max Dohner: Porträtist der Melancholie

Nicht jedes Buch sollte man unbedingt gelesen haben. Dieses hingegen schon. Dohners Geschichten und Porträts «Am Himmel kaum Gefälle» heben sich vom Courant normal um etliche Stadien ab. Sagen wir mal wie Dantes Inferno von einem Eurovision Song-Contest. Oder wie Schillers «Die Räuber» von Kálmáns «Czárdásfürstin».

NZZ-Autor Andreas Breitenstein nennt drei Kriterien, welche die Kritik an einen Text stellen darf: Dichte, Druck und Dringlichkeit.

Dohner erfüllt Breitensteins Kriterien jederzeit. Seine Sprache ist konzentriert und transparent zugleich, dicht aber dennoch liquid. Ihr Druck ist sanft, aber zwingend. Und wer nach der Dringlichkeit, nach der Zwangsläufigkeit und etwas vorwitzig nacher der Notwendigkeit fragt, wird es erkennen: Relevant im Alltag und erhellend aus Sternensicht sind seine Geschichten und Portraits allemal. Vor allem aber nie langweilig und abgegriffen, nie schal und banal.

Denn in diesem Buch finden sich Leidenschaft, Reinheit und Obsessionen in verdichteten Geschichten vereint. Wir begegnen Fundstücke profunder Einblicke und Einsichten in unser disparates Leben.

Dohner beschreibt es als das «Ehrbare und Verächtliche». Die ganze farbenfrohe und teilweise schmierige Pallette, auf der «Effizienz und Opulenz, realer Wert und Etikettenschwindel, Grosszügiges und Gemeines» verteilt sind.

Und auch für ihn und uns trifft einmal mehr zu, was Dr. Johnson mit Recht von ihr fordert: «Literatur soll uns in den Stand versetzen, das Leben mehr zu geniessen oder es besser zu ertragen.» Hier tut sie es.



Pierre Lemaitre: Die Farben des Feuers

Für den Vorgänger «Wir sehen uns dort oben» erhielt Lemaitre den Prix Concourt; und zwar zu Recht. Das hätte auch für seinen Nachfolge-roman, eben «Die Farben des Feuers» denkbar sein können.

Wenn Sie einen Kriminalroman lesen möchten und gleichzeitig Milieustudien nicht scheuen, wenn Sie die Geschichte und die Charaktere Frankreichs der 30er-Jahre als durcheinander-wirbelnde Schicksale kennen lernen, wenn Sie die unerbittliche und geniale Grossintrige der Banquierstochter Madeleine Péricourt verfolgen wollen, dann lesen sie dieses Buch.


Pierre Lemaitre: Die Farben des Feuers
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
(Orig.: Couleurs de l‘incendie)
1. Aufl. 2019, 479 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96338-0
Je nach Buchhandlung: CHF 30.- bis 35.-     

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Demnächst wieder im Querbeet des GA

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Inhalt noch in Arbeit.

Das Interview im General-Anzeiger Brugg

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Am 14. März 2019 hat General-Anzeiger Chefredakteur Stefan-Haller Valentin Trentin zu seinem neuen Buch befragt. Hier geht's zum vollständigen Text auf Seite 19.

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Portrait vom 27. Sept. 2014 in der AZ

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Kurzbiografie Valentin Trentin

Vielleicht wollen Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Hier bitte, die Kurzbiografie als PDF-Dokument.

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Hinweise auf die eigene Küche

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Ich mach's kurz. Das Buch ist noch zu haben. Zu Bestellseite geht's hier

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Unter diesem Titel erscheinen neu kurze Texte, denen ich nichts beizufügen habe.

Leute in Trance eisern wegchecken

«Etwas Elementares scheint den Menschen abhandengekommen. Eine Aura ... nein, das muss ich präziser sagen: Was den Menschen abgeht, ist ein Gefühl für die Aura anderer Menschen.

Zu dem Schluss bringt mich der Alltag. Ich hegte seit längerem den Verdacht. Jetzt, da ständig mehr Leute davon erzählen, kann ich den Befund einiger-massen fundiert als These mal formulieren: Das letzte Jahrzehnt war das Jahrzehnt des Triumphs des Smartphones oder Handys. Alle laufen vornübergebeugt durcheinander, das Gesicht unterwürfig gesenkt auf den Milchschein ihrer Geräte. Sieht zwar albern aus und verrät überdeutlich, dass alle Souveränität verloren ging, aber als somnambuler Zombie durch den öffentlichen Raum zu irren, zählt natürlich auch zu den unabdingbaren Freiheiten des Einzelnen, würde damit nicht die Freiheit anderer tangiert ...

Konkret: Würden Wildfremde uns nicht dauernd anrempeln, entgegenwanken, auf uns prallen. Denn Hypnotisierte stolpern unter Handy-Trance nahezu blind durch die Gegend. Dabei büssen sie jeden Instinkt ein für den Raum des anderen, den sechsten Sinn für die unsichtbare Blase, in der sich jede Person bewegt. Nichts-destotrotz wird von Sehenden erwartet, dass sie den Schwach-köpfen ausweichen. Ich checke sie eisern wie ein Pflug zur Seite.»

Max Dohner, AZ, 17.06.2019

«Essays und Aphorismen II»
Das neue Buch ist da.

21. April 2024

Der Verlag hat gemeldet, das Buch sei gedruckt und könne ausgeliefert, angeboten und verkauft werden. Für sowas sei Zaster kein Laster.
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