Kritik

Eine weitere gesüsste Replik

Zeitungslektüre ist hilfreich. Jedenfalls für den Kritiker. Schon wieder wurde er herausgefordert. Von Journalist H.H., Herrn Wolff und dem Zuckerbäcker vom Facebook. Und als Zugabe noch ein wenig moderne Poesie.

Zuckerbergs «mea culpa», ein fake?

Ob Zuckerbergs «mea culpa» glaubwürdig ist, kann ich nicht einschätzen. Und dass sein Gesichtsbuch zum Gerichtsbuch wird, ist nicht ernsthaft zu befürchten. Sein Massen-Produkt will ja gerade davon leben und wahrscheinlich leider auch überleben, dass es sich wie ein Geschwür verbreiten kann, irreversibel zu werden droht und Millionen Existenzen eine Bedeutung verschafft, die etwa so real ist, wie ein Klavier in einem Briefkasten unserer Post. Darauf will man ums Krepieren nicht verzichten.

Gut, verstanden. Sie wollen hier statt fiktiver Metaphern einen konkreten Lösungsvorschlag lesen. Können Sie haben. Verweigern Sie sich, machen Sie einfach nicht mit. Stellen Sie sich mal vor, alle geben den Social Media den Tritt in den … Sie wissen schon wohin. Dann würden die Zuckerbergs dieser Welt hochkant «pleitieren». Schon, aber die kreierten doch gleich wieder einen noch irrsinnigeren Unfug, den eigentlich niemand braucht: Ein Auto mir Rüschen statt Stossstangen oder ein Haus, dessen Fenster durch Computer-Bildschirme ersetzt werden.


H.H. und der NDB

Der Journalist H.H. ist allemal für ein sprachliches Aha-Erlebnis zu haben; dies nach der Devise: Deine Sprache verrät deine Haltung. So könnte man immerhin zu kommentieren berechtigt sein, dass H.H. kein zartfühlendes Verhältnis zum Nachrichtendienst des Bundes (NDB) pflegt, dessen neuen Chef er als «Berufssoldat mit militärisch lauter Stimme» apostrophiert.

Lieber laut als lau, denkt man und lässt sich dann von H.H. erklären, dass mit dem neuen Nachrichtendienstgesetz der NDB mehr «Schnüffelspielraum» erhalte. Also das Wort Handlungsfreiheiten wäre wohl angemessener. Schnüffeln kennt man im Drogenmilieu.

Auch gängige und fragwürdige Begriffe wie «Spionageaffäre» und «Geheimdienst» -
fehlen nur noch die «Schlapphüte», «Spitzel» und «Agenten» - bezeugen nicht unbedingt Professionalität, sondern den Verdacht auf Voreingenommenheit. Besser wären Begriffe wie Aussendienstversagen und Nachrichtendienst gewesen.


Der böse Wolff und Trump

Irrtümer sind ein konstituierender Bestandteil des Lebens. Wie angenehm wäre es gleichwohl, wenn der US-Journalist Michael Wolff recht behielte, und «sein» Präsident wirklich «zu dumm wäre, einen Krieg anzufangen» oder die «Chancen für ein Amtsenthebungs-Verfahren (impeachment) bei über 50 Prozent» lägen. Wolff zögert auch nicht zu beteuern, dass «ein Treffen mit Nordkoreas Diktator nie stattfinden» würde. Und dass der Medien-Zar Murdoch den Twitterking für einen Idioten hält, will man aufgrund verdächtiger Plausibilität lieber nicht kommentieren.

Nachtrag: Dass «Roseanne» angeblich Trumps liebste Dumpfbacken-TV-Serie sein soll, ist vermutlich kein Irrtum. Ganz sicher nicht wird es «The Big Bang Theory» sein. Too sophisticated, too based on scientific-evidence.


Poesie zu einem Geburtstag

Auch Dichter feiern Geburtstage oder werden kollegial und stilistisch in schummrigen Grautönen befeiert. Das könnte dann auszugsweise so klingen:

Nach achtzig Jahren
Der liebende Elias
im Mondlicht
zwischen Glück und Schmerz
bewahrend schwermütige dunkle Tönung
in Trauer ob der vertanen Zeit
auf der Suche nach einem besseren Leben,
hinaus ins Grosse,
hinunter ins Intime,
wo er die Spur im Sand verlor.

Machen Sie sich bitte keine Sorgen um meine poetische Qualifiaktion. Ich imitiere bloss.


Kommentare (1)

Theodor Meier-Schoch am 15.04.2018 08:10

Auf wessen Geburtstag spielen Sie da an? Und wer ist der Kollege, der ihn mit schwermütigen Gedichten beglückwünscht? Ihre "Verse" da oben sind nichts als Prosa in Abschnitte gegliedert. Aber das machen ja heutzutage fast alle.

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