Kritik

Armleuchter für Deutschland?

AfD-Gauland - was für ein assoziationsbeladener Name - bläst zur Jagd auf Angela Merkel und auf ihre Entourage. Er empfiehlt ihr warme Kleider. Nun ja, das ist der Wahlherbst. Der beginnt jetzt, die Gegend braun zu färben. Und es ist kühl geworden in Deutschland.

Wollen die Wehrmachtversteher ihr Land zurückholen? Bedeutet das jetzt Winterkrieg, Ardennenoffensive, «Heim ins Reich» mit dem Volk?

Die AfD ist die Siegerin der Bundestagswahlen, und Deutschland die Verliererin. «Was nur haben wir falsch gemacht?», fragt sich jetzt entgeistert und ernüchtert die CDU, welche im Vergleich mit ihrer Vergangenheit und ihrer katholisch-konservativen Wertehaltung heute kaum wiederzuerkennen ist. Oder allenfalls als semisoziale-liberale Schlingerkurspartei.

Und die SPD? Sie hat den wort- und phrasenreichen Schnellsprecher und Eurokraten Schulz im Vabanquespiel der Politik die Jetons setzen lassen. Und sie hat prompt Verluste eingefahren. Ihr Spielleiter will das jetzt nicht verantworten und einfach weitermachen, statt in Anstand und Würde das Casino zu verlassen.

Derweilen triumphieren lauthals die buntscheckigen Nutzniesser, die Mitglieder der AfD, also Putin-Versteher, Transatlantiker, völkisch Konservative, Antisemiten, Wirtschaftsliberale, Nationalposaunisten, Islamophobe, Nazis in Zivil und Verschwörungstheoretiker?

Müssen wir jetzt um Deutschland bangen? Wohl kaum. Es hat seine Lektion gelernt. Die NZZ bringt es auf den Punkt: «Am meisten Angst muss die AfD vor sich selber haben.» Der Abgang von Frau Petry macht schon mal den Anfang.

Kommentare (2)

Ernst Bannwart am 26.09.2017 10:23

War unweigerlich auch mein Gedanke: wie doch Nomen manchmal Omen sein kann. Gemeint ist der Gauleiter des Landes...

Christoph Bopp am 26.09.2017 10:12

Die Frage: "Was haben wir nur falsch gemacht?" würde ich nicht allzu schnell in die Ecke stellen. Dass CDU und SPD nicht mehr sein können, was sie einmal waren, ist doch klar. Ich glaube mal nicht, dass mit katholisch-konservativ und Adenauer-Experiment-Abhorreszenz heute alles anders wäre. Die grossen Parteien mussten was tun. Bei der SPD ist es noch drängender: Können die überhaupt noch etwas werden, was ihr Erbe bewahrt und ihnen eine Zukunft sichert? Oder noch provokativer: Die CDU gibt es nur noch, weil sie ein bisschen semisozial-liberal-(katholisch)-solidarisch und wie auch immer schlingert. Und die SPD verliert, weil für sie das Schlingern viel schwieriger ist.

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Die Frage sei erlaubt im Zusammenhang mit den exzessiven zweistelligen Millionen-Salären der Kräm de la Kräm der Krämerseelen auf den Teppichetagen.
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2. April 2024

Also, das ist jetzt so. Ich war zur Vernissage geladen. Zwei Künstlerinnen zeigen Installationen. Doch allein schon dieses Wort installiert in mir Vorbehalte.
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