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Paint it black!
(The Rolling Stones)

Aus aktuellen Anlässen hier ein paar Zeilen zu den gesellschaftlichen Repräsentations-Gepflogenheiten von 1959 (Tenue de rigeur) und zur hyperkommerziellen Gegenwart von 2023 unter Berücksichtigung der Farbe Schwarz.

Also im Vergleich zu den Klamotten in der heutigen Echtzeit drängt sich der Gedanke auf, dass die gegenwärtigen Négligence de tenue in den Räten eher ein Anlass sein könnten, in eine Tischplatte zu beissen. Aber so ist das nun mal: «Schweig stille, mein Herze!»

Nicht schweigen mag man zum Missbrauch der Nichtfarbe Schwarz. Da sehe ich schwarz, nicht generell, aber aktuell. Zum Beispiel für die Black Fridays: Die hysterische Sturmflut der Überschnäppchen-Neurosen für eine lumpiges Paar Hosen. Oder die Black Week: Dasselbe siebenfach. Und Black November: 30 Mal Black Friday und an Weihnachten bankrott.

Da hilft auch der Investor Black Rock nicht mehr weiter. Vielleicht Black Sabbath? Das soll Musik sein? Gleiche Frage für Roy Black. Und zu unserem Glück hat Blacky Fuchsberger nicht auch noch gesungen.

Und woher kommt eigentlich die Metapher «schwarzsehen». Etwa, wenn man die TV- und Radiogebühren nicht bezahlt? Oder wenn uns jemand aufgeregt erzählt: «Ich habe plötzlich nur noch schwarz gesehen. Dann war ich weg, bin einfach ohnmächtig umgesunken.» Nicht gerade eine gesuchte Erfahrung und auch Grund zur Sorge um die Gesundheit.

Hier allerdings nicht. Sondern weit eher trifft «schwarz sehen» zu, wenn wir für die Zukunft nur noch negative Erwartungen haben, was mit einem akut finsteren Pessimismus und grauen Weltbild deutlich zu spüren ist.

Da hilft übrigens auch Latein – Schon wieder? Ja, ärgert euch nur. – sinnfällig weiter. Insofern nämlich, dass «niger, nigra, nigrum» primär vorwiegend für «schwarz» steht. Aber auch für «dunkel und verdunkelnd». Siehe Ohnmacht.

Ins eher Moralische sinken dann «finster, düster oder unglücklich» ab; und mit Sündhaftem und Schicksalswindungen verwickeln wir dann «böse und boshaft», wenn wir an die schwarze Seele eines finsteren Düsterlings denken, der uns immer wieder brandschwarz angelogen hat.

Fast hätte ich sie vergessen. Nämlich «Black Tie» (sieh Bild), die Bekleidungsregel für festliche Anlässe, wo für Männer schwarz vorgeschrieben ist, also Smoking am Abend und Stresemann am Nachmittag.

Oder wie es bella figura aus dem Jahre 1959 im Bundesparlament zeigt. Im Bild vom 17. Dez. erkennen wir älteren Herren den neu gewählten Bundesrat bei der Vereidigung im Nationalratssaal. Von links: Max Petitpierre (FDP), Paul Chaudet (FDP, Mirage), Friedrich Traugott Wahlen (SVP, Anbauschlacht), Jean Bourgknecht (CVP), Willy Spühler (SP, Lord von Aussersihl), Ludwig von Moos (CVP), Hans-Peter Tschudi (SP, Vater der AHV) und Bundeskanzler Charles Oser.

Als zweiter vorne von rechts, unschwer zu erkennen, ist der junge, frisch gewählte Nationalrat Arthur Schmid junior, der von 1959 bis 1979 im NR sass, und als Regierungsrat (1965 bis 1993) das aargauische Bildungswesen zügig reformierte.

Quelle: Schweizerisches Nationalmuseum/ASL


Kommentare (2)

Pirmin Meier am 28.11.2023 12:26

Kommentar siehe rechte Spalte.

Martin Brügger am 28.11.2023 11:23

...ich sehe das nicht so schwarz (zumal die Sprache von Valentin Trentin sehr farbig ist...). Es gab allerdings auch bei mir eine Zeit, als die schwarze Militär-Krawatte die einzige im Schrank war... (für Freud und Leid) heute ist die Militärkrawatte irgendwie grau geworden - was auch nicht farbiger ist - meine rote Krawatte bleibt nun (neben der schwarzen Militärkrawatte) meist im Schrank, seit der Ex-US-Präsident Trump - auch eine rote trägt...

Kommentar von Pirmin Meier

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Der Historiker Pirmin Meier schöpft in seinem Kommentar aus dem Vollen und aus reicher Erfahrung mit Kenntnissen, die in mir sehr viele eigene Erin-nerungen wecken und Persön-lichkeiten des aargauischen Kultur- und Bildungswesens nicht vegessen machen. Seinen Beitrag können Sie

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